Nachgefragt: Haiti

Johanna hat ein FSJ in Haiti gemacht. Von ihren Erlebnissen erzählt sie hier.

FSJ in Haiti: Vorbereitung

Warum hast du dich für Haiti entschieden?

Ich habe mich nicht direkt für das Land entschieden, sondern für die FSJ-Stelle dort. Nach dem Abitur wollte ich nicht gleich anfangen zu studieren, sondern erst etwas von der Welt sehen. Die Stelle als Lernhelferin dort hat mir die Möglichkeit gegeben in einem völlig fremden Land, aber in der Sicherheit einer Familie zu leben. Da dies meine erste Auslandserfahrung für längere Zeit alleine war, bot mir die Stelle die nötige Sicherheit.

Wie hast du dich vorab über den Aufenthalt informiert, ihn anschließend organisiert und finanziert?

Einerseits habe ich viel über das Land gelesen. Mein Schulfranzösisch war hierbei von großer Hilfe auch in das haitianische Kreolisch rein zu kommen. Ich war viel in Kontakt mit der Lernhelferin, die vor mir dort war, und mit der Familie vor Ort. Finanziert wurde ich zu einer Hälfte von der Organisation und zur anderen Hälfte von meinem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis.

Gab es bei der Vorbereitung Schwierigkeiten oder Hindernisse, auf die du gestoßen bist?

Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen nach Haiti (Reisewarnung seit „schon immer“). Deshalb habe ich keine finanzielle Unterstützung vom Staat bekommen und ich musste alles privat machen/organisieren (ärztliche Untersuchungen, Impfungen, Flug, Auslandsversicherung…)

Wurdest du von einem Programm oder einer Organisation unterstützt? Falls ja: Welche Unterstützung hast du bekommen und wie hilfreich war sie?

Die Organisation mit der ich dort war ist KEB (Kinder-Evangelisations-Bewegung). Sie haben mir geholfen alles zu organisieren und die Familie vor Ort hat sich ab meiner Ankunft im Land um alles gekümmert.

FSJ in Haiti: Vor Ort

Was ist dir über Land & Leute in Erinnerung geblieben?

Haiti ist ein wunderschönes Land in der Karibik, aber durch politische Instabilität, Korruption und Naturkatastrophen ein sehr armes Land. Die Menschen sind meistens freundlich, aber in vielen Teilen des Landes sind sie es nicht gewohnt Ausländer zu sehen. So wurde ich oft als „Weiße“ bezeichnet und konnte mich oft nicht frei in der Öffentlichkeit bewegen.

Mir ist es auch als das Land mit viel weniger Regeln in Erinnerung geblieben. So bin ich dort einfach Motorrad gefahren ohne einen Führerschein zu haben oder wir sind auf Autodächern und Ladeflächen mitgefahren.

Was hat dich überrascht (z.B. kulturelle Eigenheiten)?

Ich hatte nicht erwartet so viel Armut zu sehen. Viele Haitianer haben kein Strom oder fließend Wasser. Es ist normal Kinder zu sehen, die Wasser nach Hause tragen. Die Haitianer sind sehr religiös und bemalen ihre Autos mit Bibelversen, um sich vor Unfällen zu schützen. Feste wie Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen sind wichtig und es kommen immer viele Menschen zusammen, um gemeinsam zu feiern. Das Leben in Haiti ist hart mit einer hohen Arbeitslosenquote und viele versuchen das Land zu verlassen und nach Amerika zu gehen.

Wie sind die Leute vor Ort auf dich zugegangen bzw. wie hast du die Lebensart dort empfunden?

Die meisten Menschen fanden mich interessant und Kinder kamen oft, um meine Haut und meine Haare anzufassen. Mir wurde erst dort richtig bewusst, dass ich „weiß“ bin und europäisch aussehe und dass damit einfach bestimmte Sachen assoziiert werden. Im ersten Moment wurde ich dort einfach für die Ausländerin gehalten, die mehr Geld hat und aus einem Land kommt, in das es für die meisten Haitianer unmöglich ist jemals in ihrem Leben zu reisen.

FSJ in Haiti: Erfahrungen und Fazit

Welche Tipps kannst du für ein solches Vorhaben geben?

Ich würde Haiti nicht alleine bereisen, sondern immer nur mit Einheimischen, die sich vor Ort auskennen. Sollte Haiti in den nächsten Jahren ein sicheres/stabiles Land werden, würde ich auf jeden Fall wieder hingehen.

Würdest du im Nachhinein etwas anders machen, wenn du könntest? Wenn ja was?

Ich würde von Anfang an versuchen mich mehr an die entspanntere Lebensart anzupassen und meine Zeit dort so mehr genießen.

Wie würdest du deinen Aufenthalt in einem Satz beschreiben?

Unbeschreiblich, die außergewöhnlichste Auslandserfahrung, die ich je gemacht habe.

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