Kulturdschungel: Australien

„No worries, mate“ kann man als Motto der Australier verstehen. Der lässige und vertraute Umgangston untereinander ist ein Teil des nationalen Selbstverständnisses. Klagen und Beschwerden gibt es kaum. Die Australier sind sehr herzlich und gesprächig. Fettnäpfchen und Eigenheiten gibt es dennoch ‚Down Under‘.

Dschungel der Sprache

Zwar entstand Australien als englische Kolonie und hat als solche die Amtssprache Englisch, für ungeübte Ohren ist der australische Akzent jedoch gewöhnungsbedürftig. Angeblich sei es der australischen Fliegenplage zu verdanken, dass Australier den Mund beim Sprechen ja nicht zu weit öffnen und entsprechend Vokale langziehen und nuscheln. Mehrsilbige Wörter werden mit Vorliebe verkürzt. Entsprechend sind die Australier Meister in Wortneuschöpfungen.

Als „Australian“ würde sich zum Beispiel niemand vor Ort bezeichnen. Stattdessen nennt man sich „Aussie“. ‚Thank you‘ wird kurzerhand zu ‚Ta‘ und ‚Good day‘ zu ‚G-day‘. Und Vorsicht: Wenn es heißt „Tom’s having a barbie tomorrow.” heißt das nicht, dass Tom sich mit einer schlanken Blondine trifft, sondern ein Barbecue veranstaltet. Außerdem lassen Australier auch gerne Wörter auf -o enden – ‚servo‘ bezeichnet die Tankstelle (service/gas station) und ‚garbo‘  den Müll (garbage). Hier findest du ein paar weitere Begriffe und Erklärungen dazu

Übrigens sind die Abkürzungen nicht informell, zumindest nicht für die Australier. Der australische Cricket-Spieler Dennis Lillee begrüßte selbst Queen Elizabeth II. mit einem „Gday, how ya goin`?“.

Besonders bekannt ist das Wort „mate“ (zu Deutsch Kumpel, Kamerad). Es ist allgegenwärtig – ob im Beruf, in der Kneipe, bei Freunden, ja sogar im Parlament. Dort hatte man 2005 übrigens versucht eine Regelung durchzusetzen, wonach Sicherheitsbeamte Besucher und Politiker mit ‚Sir‘ oder ‚Madam‘ anreden sollten. Die Regelung hatte nur 24 Stunden Bestand.

Dschungel der Tiere

Das wohl am stärksten mit Australien assoziierte Tier ist das Känguru.  Die Tiere sind sonst nur in Tasmanien und Neuguinea zu finden. Zusammen mit dem Emu zieren sie sogar das Wappen des Landes sowie die ein-Dollar-Münze. Die Begründung ist einfach: beide Tiere können nicht rückwärtsgehen und sollen daher den Vorwärtsgang der Nation ausdrücken. Down Under leben 55 verschiedene Känguru-Arten. Im Englischen werden die männlichen Tiere als ‚Boomer‘, die Weibchen als ‚Flyer‘ und der Nachwuchs als ‚Joeys‘ bezeichnet. Zwar sind die Tiere ein Must-see für jeden Touristen, doch sollte man immer auch die enorme Kraft der Kängurus berücksichtigen. Die Tiere können bis zu 60 km/h schnell werden und bis zu 3 m springen. Entsprechend kräftig sind ihre Hinterläufe. Auch für andere Tiere sind Kängurus nicht ungefährlich wie das Video zeigt:

Spätestens seit Crocodile Dundee ist aber noch ein anderes Tier mit Australien verbunden: das Krokodil. Sie sind sowohl im Salzwasser (‚Saltie‘, bis zu 7m) als auch im Süßwasser (‚Freshie‘, bis zu 3m) zu finden. Beide Reptilienarten leben im tropischen Norden des Landes. Ihre Haut wird gerne für Taschen, Stiefel oder als Möbelbezug genutzt. Nachdem man das Leistenkrokodil fast ausgerottet hatte, wurde 1971 die Jagd auf die Tiere in Australien verboten. Erst im letzten Jahr erklärte Australien jedoch, man wolle die Exporte von Krokodilleder wieder erhöhen. Die Population sei stark angestiegen und gefährde Schwimmer und Bootsfahrer. Also Vorsicht, wenn du nicht gerade Crocodile Dundee bist, solltest du den Tieren nicht zu nahekommen.

Übrigens beherbergt Australien die gefährlichsten Tiere der Welt. Wer jetzt an Haie oder Krokodile denkt, der denkt falsch! Vor allem die kleinsten und unauffälligsten Bewohner wissen sich zu wehren. Darunter die durchsichtige Würfelqualle Irukandji. Sie ist mit einem Durchmesser von knapp 2 cm so klein, dass man sie im Wasser nicht ausmachen kann. Ihr Gift bewirkt Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, Hitzeschübe, extreme Bauch-, Kopf-, Glieder- und Rückenschmerzen. Mehr zu den Tieren und erste-Hilfe-Maßnahmen findest du hier.   

Dschungel der Verhaltensweisen

Wenn du dich nicht unbeliebt machen willst, solltest du besser keine Witze über die australische Vergangenheit machen. Das Stigma, Nachfahren europäischer Strafgefangener und Verbrecher zu sein, lastet schwer auf der Bevölkerung. Außerdem solltest du Gesprächsthemen zu Sex, Politik und den Aborigines vermeiden. Das Bild der Ureinwohner Australiens ist oft geprägt von Vorurteilen, Klischees und Halbwissen. Probleme oder direkte Kritik fallen unangenehm auf.

Ansonsten sind die Australier ein sehr offenes, warmherziges und gesprächiges Volk. ‚Socialising‘ ist besonders wichtig. Wundere dich also nicht, wenn du eingeladen wirst. Das ist nicht unüblich. Das Interesse daran, wo man herkommt ist groß. Ein Wein ist ein gern gesehenes Gastgeschenk. Wirst du zu einem Barbie eingeladen empfiehlt sich aber dann doch eher der Kasten Bier. Übrigens sind die Australier trotz ihrer entspannten Haltung sehr auf Pünktlichkeit aus. Im Pub wird gerne schnell mal eine Runde Bier ausgegeben, allerdings gebietet es die Höflichkeit dann auch eine Runde auszugeben. Beim Zahlen wird die Rechnung dann gerecht aufgeteilt. Ein Satz wie „Die Rechnung geht auf mich“ gilt dagegen als Überlegenheitsgetue.

Worauf du vor allem achten solltest sind deine Handzeichen. Das musste auch George W. Bush lernen, als er 1993 in Australien das Victory-Zeichen machte. Das V aus Zeige- und Mittelfinger entspricht in Australien unserem Stinkefinger. Auch der Tramperdaumen ist beleidigend. Er heißt so viel wie„Verpiss dich!“.

Und noch was Interessantes…

🙂 Australien ist stark urbanisiert. Ca. 92 % der Bevölkerung lebt in den Städten.

🙂 Surfen ist quasi australischer Nationalsport. Aber auch sonst zeigen sich die Australier sportbegeistert. Cricket, Rugby, Hockey, Tennis, Radfahren und Schwimmen sind sehr populär.

🙂 Beim Radfahren solltest du immer einen Helm tragen. Da verstehen die australischen Straßencops keinen Spaß.

🙂 Ein Ortsteil in Sydney heißt tatsächlich Wooloomooloo.

🙂 Vegemite (streichbares konzentriertes Hefeextrakt) gilt als Inbegriff australischer Ernährung und wird besonders gerne auf Crackern oder Sandwiches gegessen.

🙂 Australien befindet sich direkt über dem Ozonloch. Entsprechend stark solltest du auf ausreichend Sonnenschutz achten.

Du denkst du weißt jetzt alles? Dann schau doch nach: Hier findest du eine lustige Zusammenstellung der 10 Dinge, die nur echte Aussies wissen.

von: Katja Beck

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